Mitmachen, Mitdenken, Mitreden


Die F225A beim ARD Jugendmedientag im NDR Funkhaus Hannover

Aus einem gewöhnlichen Mittwoch wurde ein außergewöhnlicher Schultag: Die Klasse F225A der BBS1 Goslar betrat im Zuge des diesjährigen ARD Jugendmedientag 2025 das renommierte NDR Landesfunkhaus Niedersachsen in Hannover und fand sich mitten in einer Mischung aus Architekturgeschichte, Medienpraxis und Demokratie-Workshop wieder.

Auftakt im Kleinen Sendesaal

Den Anfang machte der Kleine Sendesaal, ein Raum, der nicht nur 336 Menschen Platz bietet, sondern auch als akustisches Meisterwerk der 1950er-Jahre gilt. Schon beim Betreten war klar: Hier klingt selbst ein Räuspern fast wie Musik. Die geschwungenen Holzlamellen an den Wänden sind nicht bloß Dekoration, sondern raffinierte Klanglenker – sie brechen, schlucken und streuen Töne so geschickt, dass Sprache und Musik gleichermaßen glasklar wirken. Ein Raum, der zeigt: Architektur kann hören.



Ein Blick ins Fernsehstudio 

Nach diesem akustischen Vorspiel ging es weiter in die „heiligen Hallen“ des NDR. Besonders spannend war ein kurzer Abstecher ins Fernsehaufnahmestudio, wo Sendungen wie „Hallo Niedersachsen“ und „NDR Aktuell“ entstehen. Zwischen Kameras, Greenscreen und einer Decke voller Lichtprojektoren wurde deutlich: Fernsehen ist nicht nur Inhalt, sondern auch Technik … und manchmal ziemlich grell.


 


Fake News, KI-Bilder und ein Ehrenkodex 

Die nächste Herausforderung drehte sich um die Frage, wie man echte Informationen von Desinformation unterscheidet. Beim Bilderraten, ob Gesichter „echt“ oder KI-generiert seien, lagen viele daneben. Ein eindrücklicher Beweis, dass unsere Augen im digitalen Zeitalter nicht mehr die letzte Instanz sind. Besonders bewegend war der Bericht eines NDR-Reporters über das Zugunglück von Eschede 1998. Er schilderte, wie Journalistinnen und Journalisten damals bewusst darauf verzichteten, Bilder von Verunglückten zu zeigen: ein Ehrenkodex, der heute durch „Handyreporter“ oder private News-Kanäle oft unter Druck gerät. Ein Moment, der die jungen Heranwachsenden der Fachoberschule Wirtschaft nachdenklich machte.

Demokratie zum Mitspielen 

Zum Abschluss hieß es: „Bühne frei für ein Rollenspiel!“ Die Schülerinnen und Schüler schlüpften in die Rollen der Gründungsväter und -mütter der Bundesrepublik und diskutierten, wie die Rundfunkordnung nach dem Zweiten Weltkrieg aussehen sollte. Dabei wurde deutlich, dass Medien unabhängig vom Staat sein müssen, dass ihre Finanzierung über Gebühren sie frei von wirtschaftlichen und politischen Zwängen hält und dass ihre Organisation in Körperschaften auf eine breite Vielfalt und Transparenz abzielt. Das Planspiel machte klar, dass dieser Rundfunk eine besondere Stellung einnimmt, weil er unterschiedliche Perspektiven ermöglicht und durch seine Recherchearbeit Missstände aufdecken kann, auch wenn nicht alle Bürgerinnen und Bürger das Angebot aktiv verfolgen.

Ein stiller Höhepunkt im Großen Sendesaal 

Bevor der Tag endete, durfte die Klasse noch einen Blick in den Großen Sendesaal werfen – heute auch als Teil des NDR Konzerthauses bekannt. Mit seinen rund 1200 Plätzen ist er nicht nur architektonisch beeindruckend, sondern auch die Heimat der NDR Radiophilharmonie. Gerade formierte sich das Orchester zur Probe, sodass die Schülerinnen und Schüler ganz leise sein mussten. Und alle wussten: Im Kleinen Sendesaal klingt ein Räuspern vielleicht noch wie Musik – im Großen hingegen hätte es wohl eher als ungebetene Probe gegolten.

Ein Tag, der nachwirkt 

Was bleibt, ist mehr als ein Ausflug. Ein Tag, der zeigte, wie eng Demokratie und Medien miteinander verwoben sind. Die F225A nahm nicht nur Eindrücke mit, sondern auch die Erkenntnis, dass Pressefreiheit kein Selbstläufer ist, sondern täglich neu verteidigt werden muss. Mit Kopf, Herz und Neugier: weil Demokratie wirkt, wenn man sie erlebt.